Donnerstag 09.06.2005 17:00 Uhr
Technische Übung - Schadstoffübung
Menschenrettung nach Unfall mit gefährlichen Stoffen
Nach der Erkundung und dem provisorischen Absichern der Einsatzstelle wurde die Menschenrettung unter Schutzstufe 2 von der Besatzung des ersten Fahrzeuges (TANK 3) durchgeführt. Die Besatzung des zweiten Fahrzeuges (TANK 2) stellte das Personal für die Notdekontamination unter schwerem Atemschutz und mit Chemieschutzhandschuhen bereit. Weiters wurden die Absperrgrenzen mittels Absperrband festgelegt. Vom Einsatzleiter wurde währenddessen die Feuerwehr Breitenfurt, mit einer kurzen Lagemeldung über die Situation in Kenntnis gesetzt, und zusätzliche Einsatzkräfte zur Errichtung des Atemschutzsammelplatz, nachalarmiert.

Die Feuerwehr Perchtoldsdorf, das Schadstoffberatungsteam NÖ sowie das Rote Kreuz Breitenfurt wurden nach Anforderung des Einsatzleiter, von der BAZ Mödling ebenfalls alarmiert. Nach der Menschenrettung und erfolgter Notdeko durch entkleiden des Verletzten und abspülen mittels Wasser, wurde die „verletzte“ Person der Rettung zur weiteren Behandlung übergeben. Informationen zum Schadstoff konnten zu diesem Zeitpunkt noch keine gemacht werden. Da der Atemschutztrupp unter Schutzstufe 2 noch genug Atemluft zur Verfügung hatte, wurde er zwecks Erkundung des Fasses, einer pH-Messung und für die Abdichtung eines Kanaleinlaufgitters, einklemmen eines Müllsack, ein weiteres Mal eingesetzt. Die pH-Messung ergab, dass es sich um eine stark saure Flüssigkeit (Säure) handeln musste. Sie war gelborange, entwickelte braunorange Dämpfe und trat unkontrolliert aus. Am Fass wurden die Gefahrenzetteln 5.1 (entzündend - oxidierend wirkende Stoffe) und 8 (ätzende Stoffe) festgestellt. Das angebrachte Etikett konnte nicht entziffert werden. Diese Informationen wurden der Rettung, der Dekoeinheit, und dem bereits eingetroffenen Schadstoffberatungsteam mitgeteilt. Der eingesetzte Trupp wurde in weiterer Folge von der Dekoeinheit Perchtoldsdorf dekontaminiert und zwecks weiterer persönlicher Reinigung und ärztlicher Kontrolle ins Feuerwehrhaus gebracht.

Vom bereits fertig ausgerüsteten Trupp unter Schutzstufe 3 wurde begonnen das Fass abzudichten. Ein Trupp unter Atemschutz stellte den provisorischen Brandschutz, und ein weiterer Atemschutztrupp stand an der Gefährdungsgrenze als Reserve bereit. Von der Einsatzleitung wurden der Bürgermeister und die Wasserrechtsbehörde verständigt, zwecks Neutralisations- bzw. Bindemittel wurde bei diversen Firmen angefragt.

Vom unter Schutzstufe 3 arbeitenden Trupp konnte das Etikett am Fass einigermaßen entziffert werden. Es handelte sich um einen ausländischen, vermutlich spanischen Produktnamen, wobei nur die ersten beiden Wortsilben wiedergegeben werden konnten. Vom Schadstoffberatungsteam wurde versucht, über die diversen am Laptop gespeicherten Datenbanken, den Stoff ausfindig zu machen. Nach ersten Abdichtmaßnahmen des Fasses wurde der Trupp zurückgezogen und dekontaminiert.

Nach kurzer Besprechung des Einsatzleiters mit dem Schadstoffberatungsteam NÖ konnte der Stoff eruiert werden. Es handelte sich um ein Abfallnitriersäuregemisch mit mehr als 50% konzentrierte Salpetersäure (UN 1826). Da keine näheren Stoffinformationen bekannt waren, wurden die Stoffeigenschaften des Ausgangsproduktes (Nitriersäure) entnommen. Danach wurde ein weiterer unter Schutzstufe 3 ausgerüsteter Trupp eingesetzt, um das Fass in mehrere Schichten Kunststoff (Palettensäcke, Planen) einzuwickeln und Transportfertig auf eine Palette zu stellen. Die Ausgeflossen Säure wurde neutralisiert und gebunden. Alle weitern Maßnahmen wurden von einer Fachfirma erledigt.

Die Übungsnachbesprechung fand im Anschluss im Feuerwehrhaus Breitenfurt statt. Insgesamt übten 52 Mann, (30 Mann FF Breitenfurt und 20 Mann FF Perchtoldsdorf und 2 Mann FF Mödling) zwei Stunden mit 12 Fahrzeugen.